Derzeit werden noch immer viele Igel gesichtet. Wie ihr sie in der Natur unterstützen könnt und wann ihr ihnen helfen müsst, haben unsere
Igelpäpplerinnen einmal zusammengefasst.
Wie könnt ihr gesunde Igel unterstützen?
Gestaltet eure Gärten möglichst igelfreundlich:
- Zieht die Zäune nicht bis zum Boden oder lasst genügend ausreichend große Öffnungen zum Durchschlüpfen frei.
- Lasst an einigen Stellen das Gras wachsen und pflanzt Blühstreifen, sodass sich Insekten, die als Nahrung für die Igel dienen, darin wohl
fühlen.
- Verwendet keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder Unkrautvernichter und auch keinen künstlichen Dünger.
- Bietet den Igeln Unterschlüpfe. Gut geeignet sind dichte Hecken und Büsche, sowie Reisig- und Laubhaufen. Igel nutzen auch gern Hohlräume
unter umgefallenen Bäumen, Holzstapeln, Hochbeeten, usw. Aber auch Igelhäuser werden gern angenommen.
- Räumt altes Gestrüpp und Laubhaufen nach dem Winter nicht vor Mitte Mai auf. Möglicherweise haben sich Igel darin ihren Winterschlafplatz
gesucht. Auch im Sommer frühen Herbst ist ein vorsichtiges Vorgehen angebracht, da die Igel dann eventuell ihre Nester für den Nachwuchs darin haben.
- Bietet Wasser- und Futterstellen an sicheren Orten an. Geeignete Häuser oder Anleitungen zum Selberbau findet ihr im Netz. Als Futter
geeignet sind Katzennassfutter ohne Soße oder Gelee, Katzentrockenfutter mit hohem Fleischanteil ohne Getreide und Rührei ohne Gewürze und Öl.
- Vermeidet Gefahrenquellen. Sorgt an Pools und Teichen immer für einen Ausstieg, vermeidet durchgehende Zäune, in denen sich Igel verfangen
können und deckt Kellerschächte und Löcher immer ab. Achtet besonders in der Dämmerung und Dunkelheit auf eure Hunde, sodass sie eventuell umherlaufende Igel nicht verletzen können. Schaltet
Mähroboter ab der frühen Dämmerung und für die komplette Nacht unbedingt aus und geht mit großer Vorsicht mit Sensen und Rasenmähern um.
Ein Igel braucht Hilfe, wenn...
...er tagsüber unterwegs ist.
Generell sollten Igel nicht tagsüber unterwegs sein, Ausnahmen bilden manchmal säugende Mamas oder Igel, die an ihrem Schlafplatz gestört
wurden.
...er unterernährt ist.
Ein gesunder Igel wirkt rund und hat keinen erkennbaren "Nacken". Hat der Igel einen sogenannten Hungerknick (s.Foto) oder ist eine Taille
bzw. sind die Hüftknochen erkennbar, ist er zu dünn.
... er krank wirkt.
Ist der Igel verschnupft oder hat ein deutliches Atemgeräusch, zeigt er einen taumeligen Gang oder liegt er an einem ungewöhnlichen Ort,
wirkt er apathisch oder rollt sich nicht ein, so braucht er unbedingt Hilfe.
... er verletzt ist.
... er nach Wintereinbruch unterwegs ist.
...er jetzt (Anfang November) unter 600g wiegt.
Ein Jungigel, der zwar nicht unterernährt scheint, aber dennoch unter 600g wiegt, schafft es nicht mehr, genug an Gewicht zuzunehmen, um den
Winterschlaf zu überstehen.
Wie könnt ihr einem hilfsbedürftigen Igel helfen?
Erst einmal sichert
ihr den Igel zB in einem großen, mit Zeitungspapier ausgelegten Karton und bietet ihm ein Nest aus einem alten Handtuch (bitte unbedingt die Schlaufen durchschneiden) oder einem Schuhkarton mit
Eingang und gefüllt mit etwas geknülltem Papier an.
Schaut genau, ob ihr
Fliegeneier auf dem Igel finden könnt. Fliegen legen diese auf geschwächten oder verletzten Tieren ab. Sie müssen so schnell wie möglich gründlich vom Igel entfernt werden, um das Schlüpfen der Maden
zu verhindern. Am besten geht es mit einem alten, sauberen Mascara-Bürstchen, einer Zahnbürste oder einem Pinsel und ggf. einer Pinzette.
Der Stachler sollte
bei Zimmertemperatur untergebracht werden. Fühlt sich der Bauch des Igels kühl an, bitte unbedingt zusätzlich eine körperwarme Wärmflasche unter das Nest legen.
Bitte bietet dem Igel
Futter und Wasser erst an, wenn er richtig aufgewärmt ist und das Bäuchlein sich wieder warm anfühlt.
Igel sind reine Fleisch-/Insektenfresser. Geeignet ist daher für den Anfang Katzenfutter ohne Soße und Gelee oder Rührei ohne Öl und
Gewürze. Nicht gefüttert werden sollten Obst, Gemüse, Haferflocken oder ähnliches, ebenso ungeeignet ist Milch.
Igel haben häufig
Flöhe und innere Parasiten im Gepäck.
!!!Auf gar keinen Fall dürfen sie einfach mit Spot-Ons, Tabletten oder Sprays für Heimtiere dagegen behandelt werden!!!
Diese können schwere Nebenwirkungen bis hin zum Tod haben. Gegen Flöhe dürfen nur wenige Mittel verwendet werden, innere Parasiten sollten
erst einmal bestimmt und dann gezielt behandelt werden.
Bitte informiert euch,
wo in eurer Nähe igelkundige Pflegestellen zu finden sind und nehmt Kontakt auf. Gemeinsam könnt ihr dann den Zustand des Tieres einschätzen und entscheiden, ob der Igel einen Platz in der
Pflegestelle bekommen kann oder ob er erst einmal einem igelkundigem Tierarzt vorgestellt werden sollte.
Solltet ihr Interesse daran haben, Igel auch selbst zu päppeln, besucht doch mal eine Pflegestelle, lasst euch alles genau erklären und euch
anfangs durch erfahrene Päppler begleiten.
Schnelle Hilfe bekommt ihr über das Igel-Notfalltelefon unter 08007235750 oder über die Facebook-Gruppe "Wildtier-Notfälle".
In unserer Fotogalerie findet ihr nun einige Tipps, u.a. geeignete Futterstellen, Erkennen des Hungerknicks, Gewichtangaben
etc.